- Homer: Trojanischer Krieg
- Homer: Trojanischer KriegDie Übergangszeit vom Ende der nach Mykene benannten Periode bis zur Herausbildung der klassischen griechischen Polis (ca. 1100-800 v. Chr.) bleibt für uns in vielem dunkel; das archäologische Material deutet auf eine beträchtliche materielle Verarmung hin, sogar die Kenntnis der Schrift scheint in den Wirren der Wanderungsbewegungen zwischen 1200 und 1000 verloren gegangen zu sein. Im 8. Jahrhundert hingegen trat bald nach der Übernahme und Anpassung der aus Phönizien stammenden Buchstabenschrift die griechische Literatur mit zwei unter dem Namen Homer überlieferten Meisterwerken hervor: mit der »Ilias« und der »Odyssee«.Sehr große Wertschätzung und Verbreitung fanden Homers Werke bereits in der Antike. Die in Ionien (Westkleinasien) entstandenen Epen sind von zwei Epochen geprägt: der mykenischen Zeit, deren Heroen der Dichter verherrlicht, und der Zeit des Autors selbst. So war z. B. der Gebrauch des Eisens - in den homerischen Dichtungen häufig erwähnt - in mykenischer Zeit noch nicht bekannt.Die Frage der Historizität des in der »Ilias« geschilderten Trojanischen Krieges ist nach wie vor umstritten. Einige Forscher gehen von realen Ereignissen in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts aus, der Zeit der mykenischen Kolonisation in Kleinasien. Sicherlich liegen der »Ilias« historische Ereignisse zugrunde, doch wird die Gleichsetzung des homerischen Troja mit dem im 8. Jahrhundert von aiolischen Griechen wieder besiedelten Ilion in Westkleinasien nicht durch archäologische Funde bestätigt.Die Ausgrabungen durch Schliemann und Dörpfeld in Hisarlik unweit der Dardanellen förderten beeindruckende Ruinen zutage, die Grabungsschichten widersprechen jedoch den Schilderungen der »Ilias«: Schliemann war zwar der Ansicht, den »Schatz des Priamos« in einer Lehmziegelmauer entdeckt zu haben, doch der kostbare Fund erwies sich als vormykenisch, noch aus dem 3. Jahrtausend stammend.Für das 8. Jahrhundert stellt Homer - er soll zwischen 750 und 650 gelebt haben - die einzige griechische schriftliche Quelle dar. Die Texte sind die ersten ausführlichen Belege für die Religion des alten Griechenland und für ihre anthropomorphen Göttergestalten. In der »homerischen Welt« existierten weder Staatsverwaltung noch Beamte, die Schrift hatte keine Bedeutung. Neben dem erblichen Königtum besaß vor allem der Adel Einfluss. Zwar gab es eine Volksversammlung, aber ein Rederecht stand nur den Adligen zu. Kriege und Raubzüge unter adliger Führung spielten neben der Landwirtschaft die größte Rolle. Im 7. und 6. Jahrhundert setzte sich dann die Adelsherrschaft weitgehend durch.
Universal-Lexikon. 2012.